Lager IV Walchum

Das Lager IV Walchum wurde als eines von mehreren Strafgefangenenlagern unter Aufsicht der preußischen Justiz geplant und im Mai 1935 für 500 Strafgefangene fertiggestellt. Es diente 1935 zunächst auch als Ausbildungslager der Wachmannschaften in den Justizlagern. Dabei handelte es sich bis 1939 vorwiegend um freiwillige SA-Männer aus der Region. Mit der Zeit nahm die Anzahl der Bewerber für die Wachtruppe jedoch wegen der verhältnismäßig schlechten Bezahlung ab.

Im Sommer 1939, nach der Vergrößerung des Lagers, betrug die Belegstärke 1.000 Gefangene. Die Häftlinge auch dieses Lagers sollten zur Kultivierung der linksemsischen Moorgebiete herangezogen werden.

Über das Lager Walchum gibt es für Jahre 1935 bis 1945 nur für einzelne Zeitpunkte Angaben über die Belegung des Lagers. Auch über die Zusammensetzung der Häftlinge lassen sich nur ungenaue Angaben machen, es ist aber davon auszugehen, dass die Zusammensetzung der in den Lagern Esterwegen (ab 1937) und Börgermoor (ab 1934), für die genauere Angaben vorliegen, ähnelt.

Bis 1940 dürfte der Anteil der als (auch nach heutigem Rechtsempfinden) „kriminell“ einzustufenden Strafgefangenen bis zu 80 % betragen haben, wobei die häufigsten Delikte „schwerer Diebstahl“, „Diebstahl“ „Unterschlagung“ und „Betrug“ waren. Daneben waren weiterhin u.a. politische Häftlinge, die allerdings ab 1937 im Lager II Aschendorfermoor zusammengefasst wurden, und Homosexuelle inhaftiert. Ab 1940 kamen zunehmend wehrmachtgerichtlich verurteilte Soldaten hinzu. Ihr Anteil lag spätestens nach 1942 deutlich über 50 %. In den Kriegsjahren verschlechterten sich die Haftbedingungen zusehends. Die Arbeitszeiten wurden auf mindestens zwölf Stunden täglich erhöht, immer mehr Gefangene erkrankten aufgrund der unhygienischen Zustände, durch Hunger und durch die Arbeitsbedingungen. Statt des Einsatzes bei der Moorkultivierung erfolgte nun eine Beschäftigung in der Landwirtschaft oder bei kriegswirtschaftlich wichtigen Betrieben.

Im Februar 1945 waren in diesem Lager noch 167 Gefangene untergebracht. Anfang April fand eine Verlegung in das Lager II Aschendorfermoor statt.

Für dieses Lager wurden standesamtlich 71 Todesfälle registriert, wobei die tatsächliche Zahl höher gelegen haben dürfte. Die Toten wurden auf dem Friedhof Bockhorst/Esterwegen, heute „Begräbnisstätte Esterwegen“, bestattet.