Gedenkrede von SchülerInnen der Gesamtschule Berger Feld – 29. Januar 2025

von | März 11, 2025

Ende Januar unternahmen Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Berger Feld aus Gelsenkirchen eine Exkursion ins Emsland. Begleitet von ihren Lehrkräften Ewa Barteldes und Carsten Bongers, besuchten sie am Morgen den Überlebenden und Zeitzeugen Albrecht Weinberg, um mit ihm ein Gespräch zu führen. Im Vorfeld hatten sich die Lernenden intensiv mit der nationalsozialistischen Vergangenheit der Region auseinandergesetzt und eigene Fragen an Weinberg formuliert. Am Nachmittag trafen sie dann Sabine Mithöfer, Vorsitzende des Trägervereins, und Tessa Hesener, wissenschaftliche Mitarbeiterin des DIZ, auf der Begräbnisstätte Bockhorst/Esterwegen an der B401. Nach einer Führung über das Gelände, die durch einen kurzen Vortrag zum historischen Kontext ergänzt wurde, setzten sich die Schülerinnen und Schüler anhand offen gestellter Fokusfragen selbstständig mit der Geschichte des Ortes, den Opfern und ihren eigenen Eindrücken auseinander. Anschließend wurde eine selbst gestaltete Kranzniederlegung durchgeführt, verbunden mit einer Gedenkrede. Die Lernenden stellten dem DIZ diese Rede freundlicherweise zur Verfügung:

Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Lehrerinnen und Lehrer,

sehr geehrte Damen und Herren!

 

Wir stehen heute an einem Ort, der Schmerz und Trauer birgt, um der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken. Es ist ein Moment des Innehaltens, des Erinnerns und des Nachdenkens über eines der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte. Millionen Menschen verloren ihr Leben – nicht, weil sie etwas getan hatten, weil sie Juden waren, weil sie anders glaubten, weil sie eine andere politische Auffassung vertraten oder weil sie einfach nicht in das menschenverachtende Weltbild der Nationalsozialisten passten. Ihre Stimmen wurden zum Schweigen gebracht.

 

Doch heute stehen wir hier, um sicherzustellen, dass ihre Stimmen niemals verstummen. Sie fordern von uns, dass wir uns unserer Verantwortung stellen – für heute, für morgen und für die kommenden Generationen. Unser Gedenken ist also nicht nur ein Blick zurück in die Vergangenheit, sondern auch eine Verpflichtung für die Zukunft.

 

Das Grauen des Holocaust und der vielen anderen nationalsozialistischen Verbrechen ist nicht in Worten zu fassen. Es begann auch nicht alles mit Konzentrationslagern oder Gaskammern, sondern mit Worten, Vorurteilen, Ausgrenzung und Gleichgültigkeit. Schritt für Schritt wurden gezielt Menschlichkeit und Mitgefühl zerstört. Deshalb müssen wir wachsam sein – damit sich so etwas niemals wiederholt.

 

Noch heute leiden in der Welt Menschen unter Hass, Diskriminierung und Verfolgung, auch wieder in Deutschland. Doch dieser Ort erinnert uns daran, dass wir die Würde jedes Menschen achten und jeglicher Form von Hass und Entrechtung entschlossen entgegentreten müssen. Wir haben das Glück, bisher in einem freien und demokratischen Staat zu leben, in dem die nationalsozialistische Diktatur überwunden wurde. Dieses Glück ist nicht selbstverständlich und aktuell auch wieder gefährdet – es verpflichtet uns, unsere demokratischen Werte zu schützen und uns für eine Zukunft einzusetzen, in der „Nie wieder“ mehr ist als eine Floskel.

 

Wir danken Euch und Ihnen!

29.01.2025

Rahmanda Idovic und Sajen Pushpanathan

(Gesamtschule Berger Feld Gelsenkirchen)

Foto: Ewa Barteldes