Am 28. September wurde in Moers von und bei unseren Freunden des Vereins Erinnern für die Zukunft ein neues Denkmal für die Moorsoldaten eingeweiht. Unser ehemaliger Mitarbeiter Fietje Ausländer vertrat das DIZ an diesem Tag vor Ort.
Die Stadt Moers hat eine enge Bindung an die Geschichte der Moorsoldaten, kamen doch viele der Arbeiter und Bergleute aus dem Altkreis Moers unmittelbar nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten als politische Häftlinge in die ‚Emslandlager‘. Der wohl bekannteste ist der Bergmann Johann Esser, der nicht nur den Text des weltbekannten Moorsoldatenlieds textete, sondern rund 7.000 weitere Gedichte verfasst, die lange vergessen waren. Erst im letzten Jahr konnten viele seiner Texte als Gedichtband mit dem Titel „Der Spatz am Gitter“ erstmalig veröffentlicht werden.
Nur dank vieler privater Einzelspenden, dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) und dem Moerser Stadtrat konnte das neue Denkmal letztlich finanziert und umgesetzt werden. Gestaltet hat es der Künstler Hans Jürgen Vorsatz, der in der Stadt bereits für das antifaschistische Widerstandsdenkmal vor dem Alten Landratsamt verantwortlich war. SCI-Geschäftsführer Frank Liebert, dessen Jugendzentrum direkt vor Ort ansässig ist, meinte gegenüber der Rheinischen Post zum Standort des neuen Denkmals: „Ich denke, der Barbaraplatz mit seinem gleich gegenüber liegenden ehemaligen ‚Haus der Hitlerjugend‘ ist ein geeigneter Platz für dieses weitere Moerser Mahnmal gegen Faschismus“.
Der SCI (Service Civil International) war neben Erinnern für die Zukunft federführend an der Errichtung und dem Programm zur Einweihung beteiligt. Erinnern für die Zukunft freut sich für weitere Projekte stets über aktive Mitarbeit und auch das Denkmal benötigt weiterhin finanzielle Unterstützung zur endgültigen Fertigstellung (Spender:innen können sich unter der Rufnummer 02841 95790 melden).
Als Schirmherrin des neuen Gedenkortes konnte die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas gewonnen werden, die ebenfalls einige Worte an die Anwesenden richtete. In ihrer Rede betonte sie die Bedeutung des Projekts für die Zivilgesellschaft und zitierte wiederholt aus Wolfgang Langhoffs Buch „Die Moorsoldaten“, um die Eindrücke aus der Perspektive der ehemaligen Häftlinge aus ihrer Lagerhaft im Emsland für das Publikum nahbarer zu machen. Der Bürgermeister der Stadt, Christoph Fleischhauer, solidarisierte sich mit den Moorsoldaten und betonte, dass sie und Johann Esser „dieses Mahnmal verdient“ hätten. Es sprachen zudem der Vorsitzende des LVR Jürgen Wilhelm sowie der Künstler Hans Jürgen Vorsatz.
Die Veranstaltung wurde musikalisch passend vom Knappenchor Rheinland begleitet, der u.a. das Moorsoldatenlied anstimmte. Schülerinnen und Schüler der Geschwister-Scholl-Gesamtschule nannten die bisher bekannten Namen der 58 Männern aus dem Altkreis Moers, die im KZ Börgermoor inhaftiert waren. Zu Nachfahren dieser Personen hält das DIZ bis heute Kontakt und so grüßte Ulrich Hecker vom Verein Erinnern für die Zukunft in seiner Rede aus Moers nach Papenburg, wo wir an diesem Wochenende ein Treffen für über 40 Angehörige und Nachfahren der ehemaligen Häftlinge der ‚Emslandlager‘ aus mehreren Nationen organisiert hatten:
An diesem Wochenende, an dem hier in Moers dieses Denkmal eingeweiht wird, treffen sich viele Nachkommen der Moorsoldaten im emsländischen Papenburg. Organisiert vom dortigen Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Emslandlager sind sie zusammengekommen, um sich kennenzulernen, sich auszutauschen und an die Verfolgung ihrer Väter, Großväter, Onkel und Uronkel zu erinnern.
Seine Grüße wurden von der hiesigen, das Wochenende beschließenden Gedenkveranstaltung durch unseren 1. Vorsitzenden Habbo Knoch in seiner Rede auf dem ehemaligen Lagerfriedhof Bockhorst / Esterwegen erwidert. Bei vielen Angehörigen und Nachfahren von ehemaligen Häftlingen aus Börgermoor war die Moerser Veranstaltung zudem Gesprächsthema. Wir danken Ulrich Hecker und Erinnern für die Zukunft für die Einladung zur Einweihung dieses besonderen Ortes in Moers und gratulieren herzlich zur gelungenen Eröffnung!
Bildrechte: Petry Filly (Denkmal) und Klaus Dieker (Veranstaltung).