Am Montagabend, den 6. November 2023, versammelte sich ein ausverkaufter Saal von gut 40 interessiert Zuhörenden in der VHS Papenburg, um Fietje Ausländer bei einem seiner bekannten Vorträge zum ‚Moorsoldatenlied‘ zu lauschen. Dieses Mal referierte er unter dem Titel: 90 Jahre ‚Lied der Moorsoldaten‘. Eine Hommage.
Vor ausverkauftem Saal bot der Vortrag zahlreiche Hörbeispiele, wie eine Zusammenstellung zahlreicher Interpretationen des ‚Lieds der Moorsoldaten‘ gleich zu Beginn (Foto: Tatjana Rykov).
Mit viel Charme, Witz und natürlich umfangreichem Wissen führte Fietje Ausländer durch den Abend. Untermalt von zahlreichen Hörproben aus unterschiedlichen Jahrzehnten und Orten der Welt, stets begleitet von einer Anekdote, spannenden Hintergrundinformation zu Entstehung und Überlieferung oder Berichten des persönlichen Kontakts und Austauschs mit den aufnehmenden Künstlerinnen und Künstlern, wurde in sechs Kapiteln die Geschichte des ‚Moorsoldatenlieds‘ vermittelt.
Eingeleitet wurde der Abend mit einer Zusammenstellung aus 14 deutschen und internationalen Interpretationen aus sieben Jahrzehnten, folgend wurde jedem Kapitel eine Strophe des ‚Moorsoldatenlieds‘ beigestellt. Im ersten Kapitel 27. August 1933: „Der schönste Tag seit 6 Monaten“ (Zitat aus einem Brief von Eugen Eggerath vom 30.08.1933) gab Fietje Ausländer eine Einführung in die historischen Hintergründe der frühen Konzentrationslager und erklärte, wie im DIZ die Entschlüsselung der Datierung der Uraufführung des Zirkus Konzentrazani und des ‚Moorsoldatenlieds‘ anhand eines Briefs von Eugen Eggerath erfolgt war. Im zweiten Kapitel, Verbreitungswege des Lieds bis 1945: Von Lager zu Lager, zeigte er durch Liederbücher von Häftlingen aus dem KZ Esterwegen und dem KZ Sachsenhausen sowie aus den POW-Camps der US-Armee beispielhaft auf, wie sich das Lied innerhalb des Lagersystems verbreitete. Doch auch in Emigration und Widerstand (drittes Kapitel) verbreitete sich das Lied bis 1945. Über die Auslandspresse, Wolfgang Langhoffs Buch Die Moorsoldaten, Hanns Eisler und Ernst Buschs Interpretation, Kämpfer im Spanischen Bürgerkrieg und frühen Übersetzungen in Englische kamen immer mehr Menschen mit dem Lied in Kontakt. Im vierten Kapitel „Bald wird‘ ich die Heimat wiedersehn“: Andere Lagerlieder wurde ein kurzer Exkurs über andere Lagerlieder, auch aus Esterwegen, erlaubt. In neuere Zeiten führten das fünfte Kapitel Zwischen Würdigung und Ablehnung, Protest und Gedenken: Das Lied in der DDR und in der alten und neuen Bundesrepublik sowie sechstens „Stolz singen das Lied die Zungen der Welt“: Internationale Verbreitung nach 1945 (Zitat: Zeile aus dem Nachkriegsgedicht „Die Verse hat ein Kumpel geschrieben“ von Johann Esser, mehr zu Johann Esser auch bei unseren Freund:innen von Erinnern für die Zukunft aus Moers).
Eingangs führte Fietje Ausländer kurz ein, unter welchen Umständen die Urheber des Liedes in die nationalsozialistischen Lager gelangten (Foto: Tatjana Rykov).
Als finale Zugabe wurde erstmalig ein von Volker Schröder aufbereiteter Mitschnitt des vom DIZ organisierten Konzerts der Grenzgänger (wir berichteten) aus Bremen im Forum Alte Werft in Papenburg am 90 jährigen Jubiläumstag gezeigt. Unter kräftigem Applaus fand der Abend bei nächtlichem Kaffee und Gebäck zur Stärkung für die teils weiten Heimwege über die Grenzen des Emslandes hinaus und intensivem Austausch unter den Gästen in der Nacht seinen Abschluss. Wir danken der VHS Papenburg für die Einladung und die Organisation des Abends sowie allen Gästen fürs Kommen und Lauschen und freuen uns auf weitere spannende Vorträge!
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